Goldenen Zwanziger Mode
Die im Verhältnis zur Situation in der wilhelminischen Zeit gestärkte, wenn auch noch nicht gleichberechtigte, gesellschaftliche und politische Stellung der Frau im Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg kam auch in der Mode der Goldenen Zwanziger zum Ausdruck. Dem gesteigerten Selbstwertgefühl der Frau entsprechend wurden klare, gerade Kleiderschnitte bevorzugt. Sehr beliebt waren nüchterne, knielange Hängekleider, die zum ersten Mal in der deutschen Modegeschichte der Neuzeit den Blick auf die, vorzugsweise seidenbestrumpften, Beine freigab.

Viele Frauen orientierten sich am, von der führenden Modeschöpferin der Zwanziger Jahre, der Französin Coco Chanel, propagierten Ideal der schlanken, fast androgynen Garconne. Die moderne Frau der Goldenen Zwanziger trug praktische, glockenförmige Jersey-Hängekleider und zum burschikosen Kurzhaarschnitt, dem "Bubikopf" , eine Kappe. Üblicherweise wurden weibliche Rundungen nicht betont, sondern zum Beispiel durch die gängige Hüftbetonung durch Kleiderschnitt oder durch Gürtelaccessoires und der damit verbundenen optischen Minimierung der Brust kaschiert. Zur auch als "Charleston-Stil" bekannten Richtung der Mode der Goldenen Zwanziger gehörten Röcke mit mehreren übereinander liegenden Schichten, Fransen, Pailletten und mäßig hochhackige Spangenschuhe.
Außerhalb der schlicht bekleideten Arbeiterschicht etablierte sich in der Herrenmode der Goldenen Zwanziger der zurückhaltende zwei - oder dreiteilige Alltagsanzug mit angenähtem halbsteifen Kragen am dazugehörigen Hemd. Hut oder Mütze waren bei der Mode der Goldenen Zwanziger wie die Krawatte modische Pflicht. Für formelle Gelegenheiten wurde ein nach der bekanntesten Politiker der Goldenen Zwanziger, Gustav Stresemann, benannter Anzugstyp ab 1925 populär. Zum "Stresemann" gehörten schwarz-grau gestreifte Hose, dunkles Sakko und hellgraue Weste. Viele Männer bevorzugten in ihrer Freizeit Knickerbocker und Ballonmütze.